
Die geistige Kommunion
Informationen
Geistige Kommunion
Die geistige Kommunion ist eine Andachtsform, welche etwas in Vergessenheit geraten ist. Doch gerade aussergewöhnliche Zeiten wie jetzt verlangen aussergewöhnliche Formen: bei der geistigen Kommunion wird nicht gegessen, sondern die Gläubigen verleihen ihrem Verlangen danach inneren geistigen Ausdruck.
Der Ansatz kommt aus dem Mittelalter und wurde von Thomas von Aquin entwickelt: das ’Votum sacramenti’ – das tiefe innere Verlangen nach dem Sakrament.
Wer ein Sakrament nicht empfangen kann, aber ein tiefes Verlangen danach empfindet, kann dessen Heils- und Gnadenfrüchte trotzdem erlangen.
Wer etwa wegen einer grassierenden Seuche, Krankheit, Verfolgung oder Nicht-Verfügbarkeit keine Heilige Messe besuchen kann, solle die geistige Kommunion pflegen: Dem inneren Verlangen nach der Eucharistie Ausdruck verleihen – an einem Ort seiner Wahl. Diese Form galt also als Ersatz für das Essen des konsekrierten Brotes.
Eine weitere Traditionslinie ist die Augenkommunion. Sie entwickelte sich im Hochmittelalter aus der Erhebung der Hostie und des Kelches nach der Wandlung (Elevation) in der Messe zu einem ganz zentralen Moment der Messfeier. Die Erwartungen der Gläubigen konzentrierten sich auf diesen Moment – was ebenfalls dazu führte, dass das Schauen des konsekrierten Brotes das Essen desselben überlagerte.
Auch der Brauch der Aussetzung des Allerheiligsten in der Monstranz oder im Tabernakel entstand in dieser Zeit – und damit die Eucharistische Anbetung. Im Schauen und Verlangen nach Christus im Eucharistischen Brot schenkt er uns ebenfalls sein Heil – ähnlich wie bei der physischen Kommunion in der Messe.
Mit dem zweiten Vatikanischen Konzil und dem häufigen Kommunionempfang in der erneuerten Heiligen Messe verlor die geistige Kommunion zu Recht etwas an Bedeutung. Doch jetzt in dieser Notfallsituation der Pandemie kann uns die geistige Kommunion helfen. Es geht darum, die Sehnsucht nach der Kommunion in der Gegenwart des Herrn wahrzunehmen – etwa einzeln bei der eucharistischen Anbetung in der Kirche vor dem (geöffneten) Tabernakel oder zuhause beim Mitfeiern einer Heiligen Messe am Fernseher oder Computer. Deshalb sind Sie eingeladen, bei solchen Gelegenheiten bewusst GEISTIG ZU KOMMUNIZIEREN.
Ein vollwertiger Ersatz für die sakramental empfangene Kommunion in der Heiligen Messe ist diese Andachtsform jedoch nicht ganz. Denn im Wort Kommunion steckt ja bereits die ’Communio’, die Gemeinschaft der Glaubenden. Diese Communio ist bei dieser Andachtsform etwa einzeln vor dem Tabernakel in der Kirche oder vor dem Fernseher so nicht gegeben. Dennoch ist auch die geistige Kommunion als Ausnahme von der Regel äusserst wertvoll und heils-schenkend.
Pflegen wir sie deshalb gerade in diesen schwierigen Tagen, wo es uns verwehrt ist, an den höchsten Feierlichkeiten unseres Glaubens an Ostern persönlich dabei zu sein.
Nach einem Artikel in «katholisch.de» vom 27.3.2020: Andacht im Extremfall: Die geistige Kommunion