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Ostern im Notstand

Ostern im Notstand – Ostern, der Aufstand des Lebens

Liebe Gläubige im Pastoralraum Region Lenzburg

Nationaler Notstand – hätte mir jemand vor einem Jahr oder auch noch vor sechs Wochen gesagt, dass wir uns im März / April 2020 in einem nationalen Notstand hier in unserem Land befinden werden, ich hätte es schlichtweg nicht glauben können. Notstand, das tönt wie etwas aus längst vergangener Zeit; 100 Jahre zurückliegend zur Zeit der Spanischen Grippe oder vor mehr als 75 Jahren als noch der Krieg Europa zerstörte. Und jetzt plötzlich bin ich – sind Sie – mitten drin in einem solchen Notstand. Wir müssen das Undenkbare denken, wir müssen das, was wir uns nicht vorstellen konnten, erleben und erdulden: massiv eingeschränkte Bewegungs- und Freiheitsrechte, still gelegtes öffentliches Leben, Angst um die gesundheitliche, berufliche und finanzielle Zukunft, pandemisches Leid, pandemischer Tod überall in der Welt – kein öffentlicher Gottesdienst nirgends an Ostern, dem höchsten Fest der Christenheit – unglaublich, unfassbar.

Auch für die Apostel war der Tod Jesu am Kreuz etwas Unfassbares, eine Katastrophe, welche ihr Leben, ihre Gegenwart und Zukunft, ihren Glauben radikal infrage stellte. Erst die Erfahrung mit dem gekreuzigt Auferstandenen zeigte den Jüngern, dass der Tiefpunkt des Kreuzes nicht bloss Un-Sinn und Katastrophe war, sondern wahrhaft Erlösung bedeutet – Höhepunkt – Erlösung aus der Liebe Christi heraus, die selbst bereit war, den schrecklichen Tod am Kreuz auf sich zu nehmen, um so allen Leidenden und Sterbenden ganz nahe zu sein. Gott selbst stellt sich in seinem Sohn auf der Seite aller Opfer dieser Welt – gegen alle Mächte und Täter des Todes.

Die Auferstehung Jesu verkündet uns jedes Jahr an Ostern von neuem, dass wir im Kreuz erlöst sind – aus einem Todesinstrument perverser menschlicher Folterphantasie machte Gott ein HEILS-Zeichen der Liebe, der Gnade und des Lebens in Fülle.

Deshalb kann kein Notstand, keine Katastrophe uns daran hindern, unsere Hoffnung auf einen Gott zu setzen, der dem Leben das letzte Wort belässt. Kein Notstand wird von Dauer sein. Von Dauer ist allein die Liebe und das Leben, welches am Ende triumphieren wird – auch am Ende allen irdischen Lebens.

Mag ein Virus uns daran hindern, Ostern gemeinsam in der Kirche feiern zu können, er wird uns nicht daran hindern, die Kraft des Lebens und der Liebe miteinander zu teilen und zu feiern.

Zusammen mit Don Luigi Talarico, Dr. Gerhard Ruff, der Kirchenpflege und allen Mitarbeitenden in unserem Pastoralraum wünsche ich uns allen, dass der Aufstand des Lebens in Jesus Christus jeden Notstand in unserem Leben mit Sinn erhellen und mit Kraft der Liebe beleben möge.

Ihr Roland Häfliger, Pastoralraumpfarrer