
Grab und Auferstehung – Plädoyer für Grab und Friedhof als Osterbotschaft
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Juden und Moslems schätzen den Friedhof nach wie vor – besonders aus ihrem Glauben heraus. Nur Christinnen und Christen scheinen etwas mit dem Friedhof zu fremdeln. Nicht wenige entscheiden sich, ihre oder die Urne eines Verstorbenen nicht auf dem Friedhof, sondern an einem anderen Ort, etwa einem Ort etwa einem Friedwald unter einem Baum oder im eigenen Garten zu beerdigen, die Asche an einem besonderen Ort verstreuen zu lassen oder die Urne in einer Wohnung zu platzieren. Alles also ganz individuell ohne besonderen Bezug zur Gemeinschaft anderer Christgläubigen. Auch hier gilt der moderne Grundsatz von heute: jeder und jedem wie es ihr und ihm gefällt – gegen den ich als Mensch und Christ grundsätzlich nichts einwenden will.
Dennoch meine ich, lohnt es sich gerade an Ostern auch bei uns Christinnen und Christen, das Grab und den Friedhof und was damit aus unserem Glauben heraus gemeint ist, nach wie vor im Gedächtnis zu halten und dazu auch Sorge zu tragen. Jesus Christus sollte und muss für Christen immer Vor- und Leitbild sein. Er wurde in einem noch neuen Grab, an einem besonderen Ort, bei anderen Toten beigesetzt.
Durch das zentrale Ereignis unseres Glaubens – Jesu Auferstehung aus dem Grab heraus – ist das Grab für uns ein tiefes, wertvolles Symbol und Zeichen, dass mit dem Tod nicht alles vorüber ist, sondern, dass der Tod Geburt zu einem neuen, ewigen Leben ist. Und somit ist ein Grab für uns der Geburtsort des Ewigen Lebens. Ein Ort voller Hoffnung und Zuversicht, wo man hingehen, lieber Verstorbenen gedenken und mit ihnen auch über den Tod hinaus verbunden sein kann. Denn der Tod trennt nicht bloss, sondern ermöglicht neue Verbundenheit. Wenn jedoch die Bedeutung des Friedhofs, als ein besonderer Ort in der Welt – aber doch meist etwa durch eine Mauer auch abgegrenzt von der Welt des Alltags – verloren geht, so meine ich, verlieren wir als Christgläubige Wesentliches. Dies sollten wir gerade als Christen bedenken.
Natürlich verstehe ich, dass sich in den letzten Jahrzehnten vieles gewandelt hat. So sind meist Angehörige gar nicht mehr vor Ort, um die Grabpflege übernehmen zu können. Und es macht wenig Sinn, dafür mit viel Geld einen Gärtner über Jahre anzustellen. Vielleicht müssten wir deshalb wegkommen vom „Gärtchen“ um jedes Grab auf den Friedhöfen bei uns.
Ich persönlich schätze es, wie es in vielen Englisch sprechenden Ländern oder in Skandinavien Tradition ist, dass auf einer einfachen Rasenfläche Grabsteine aufgestellt werden. Eine teure Grabpflege fällt somit weg. Jeder, der möchte, kann selbstverständlich ein Blümelein zum Grabstein hinstellen. Auch müssen es nicht teure Grabsteine sein, ein einfaches Zeichen, auf welchem Taufname, Nachname, Geburts- und Sterbedatum vermerkt ist, reicht vollkommen. Auch Juden und Moslems halten es meist auf ihren Friedhöfen ebenfalls schlicht und einfach.
Bei vielen Gemeinschaftsgräbern auf unseren Friedhöfen ist eine teure Grabpflege ebenfalls nicht nötig.
Wenig sinnvoll ist aus christlicher Sicht eine anonyme Bestattung. Wenn schon Gott unseren Namen liebevoll in seine Hand geschrieben hat (Jesaja 49,16), so sollten auch unsere Namen für einige Jahre an einem besonderen Ort – dem Friedhof- beschrieben sein. Dies gehört aus meiner Sicht zur christlichen Pietät.
So hoffe ich, dass Gräber und Friedhöfe auch für uns Christen eine gute Zukunft haben als Orte des Lebens über den Tod hinaus, als Orte der frohen Auferstehungsbotschaft – gerade, aber nicht nur an Ostern. Ihr Pfarrer Roland Häfliger